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Das Kirchlein auf Rädern: Die Emmauskirche (Teil 3 von 3)

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viele Menschen befinden sich auf dem Weg und auf der Wiese und in der Mitte des Hintergrunds befindet sich eine Kirche

Im dritten und letzten Teil unserer kleinen Blog-Serie zur Heuersdorfer Emmauskirche blicken wir zurück auf den rettenden aber auch höchst aufwendigen Transport des bald 800 Jahre alten Gemäuers und versuchen ein Bild von den Anstrengungen, die nötig waren um das gesamte Unterfangen erfolgreich zu beenden, zu zeichnen.

 

Teil 3 – Die Translozierung

 

Ehe am 23. Oktober 2007 das Mammutprojekt wirklich beginnen konnte, waren neben den erforderlichen Bauarbeiten an der Emmauskirche selbst auch zahlreiche Vorbereitungen auf der etwa zwölf Kilometer langen Wegstrecke notwendig. Die kürzeste Strecke barg zu viele Risiken in sich, sodass man sich entschied die Strecke über Neukieritzsch zu führen. Unter anderem zwei Bahnübergänge, zwei Flüsse, vier Brücken sowie diverse Oberleitungen galt es zu passieren. Es mussten Niveauunterschiede ausgeglichen, Plätze betoniert, Dämme aufgeschüttet und Hochspannungsleitungen angehoben oder gar ganz demontiert werden, damit der fast 1.000 Tonnen schwere Transport den Weg nehmen konnte.

 

Am Nachmittag des 21. Oktober 2007 startet dann kaum merklich das Abenteuer: Die Kletterpressen hoben das Kirchenhaus Millimeter um Millimeter aus seinem Fundament heraus. Keine der Beteiligten Firmen und Institutionen konnte zu 100% garantieren, dass das Unterfangen erfolgreich starten oder die Kirche direkt in sich zusammenfallen würde. Aber sie hielt den Belastungen stand und wurde in den folgenden Tagen auf eine 32 Meter langes und 800 PS starkes Spezialfahrzeug gesetzt. Auf insgesamt 40 Achslinien, doppelt gekoppelt und um 360 Grad drehbaren Radpaaren stand die Kirche, als sie sich am 25. Oktober 2007 um 9.55 Uhr auf den Weg in ihre neue Heimat im Stadtzentrum Bornas machte. Pünktlich und ohne Zwischenfälle erreicht der Trailer die beiden Bahnübergänge, die die Deutsche Bahn nur in engen Zeitfenstern für diesen Transport gesperrt hatte. Am Sonntag, dem 28. Oktober 2007 begleiten bei strahlendem Sonnenschein hunderte Menschen aus ganz Deutschland die Emmauskirche auf ihrer einmaligen Reise. Das „Kirchlein auf Rädern“ sorgte weit über die die Grenzen des Freistaates hinaus für Gesprächsstoff. Am 29. Oktober 2007 passierte die Emmauskirche schließlich, mit einer leichten Verspätung von 2 Tagen und in Anwesenheit des damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt, des ehemaligen Landesbischof Jochen Bohl und der damals amtierenden Landrätin Petra Köpping (ehemals Landkreis Leipziger Land), die Stadtgrenze Bornas. Nachdem die Kirche behutsam und sicher auf Ihrem neuen Platz gestellt wurde, folgten Restaurierungsarbeiten die zum Osterfest 2008 abgeschlossen werden konnten. Seither steht die Emmauskirche auf ihrem neuen Standort, dem Martin-Luther-Platz in Borna, gilt bis zum heutigen Tag als Denk- und Mahnmal für Heimat und den Braunkohletagebau in der Region rund um Borna.

 

Die Emmauskirche steht stellvertretend für all jene Projekte die dank unermesslichem Engagement vieler sowie modernster Technik und Forschung erfolgreich gelöst werden konnten und können. Sie zeigt aber auch wie wichtig Erinnerungsorte sind, und dass deren Erhalt trotz aller Widrigkeiten eine lohnende Aufgabe ist. Für den laufenden Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier aber auch in den anderen Kohlerevieren der Bundesrepublik kann die Geschichte der Emmauskirche zweifelsohne als Vorbild und Symbol, dass genügend Motivation für künftige Mammutprojekte bietet, in jedem Falle stehen.

 

Bilder vom Transport der Emmauskirche von Heuersdorf nach Borna

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