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„Neu“ in der Lausitz: Holger Kelch im Interview

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auf der rechten Seite ist ein Mann abgebildet und auf der linken Seite ist ein Zitat von ihm

Vom Posten des Oberbürgermeisters der kreisfreien Universitätsstadt Cottbus zum Bereichsleiter für das Lausitzer Revier bei der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS). Mit seinem Wechsel nach Sachsen komplettiert Holger Kelch das neuformierte Lausitzer Team der SAS. Im Gespräch haben wir mehr über seine Pläne und seine Motivation erfahren.

Herr Kelch, wie kam es zu Ihrem Engagement in Sachsen?

Ich habe mir selbstverständlich in den letzten Jahren bereits Gedanken gemacht, wie und wo ich meine berufliche Zukunft sehe. Zu meinem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters habe ich mich vor geraumer Zeit ja bereits entschieden und für mich dann auch die Entscheidung getroffen, sukzessive in eine berufliche Selbstständigkeit zu starten. Als ich dann aber die Stellenausschreibung der SAS gesehen habe, hat diese mein Interesse geweckt und ich habe mich erst einmal initiativ beworben. Mit Jörg Mühlberg folgte ein erstes Gespräch, um zu sehen, ob das für die SAS und mich passen könnte und habe mich dann dem offiziellen Bewerbungsverfahren gestellt, weil die Aufgabe hoch spannend ist und die Chemie direkt gepasst hat. Als Ende November die Zusage der SAS kam, habe ich mich sehr gefreut.

Welche Erwartungen haben Sie an die neue Aufgabe?

Wie eingangs erwähnt, finde ich es höchst spannend, diesen Transformationsprozess in der Lausitz aktiv begleiten zu dürfen. Als Oberbürgermeister in Cottbus war der Strukturwandel auch Teil meiner täglichen Arbeit, aber nun kann ich mich diesem großen Wandel ausgiebig mit dem Team in der Lausitz widmen. Ein gelingender Strukturwandel hat enorme Bedeutung für die ganze Region. Dazu halte ich es für enorm wichtig, dass es eine effiziente und schlanke Verwaltungsstruktur geben wird und es uns gelingt, alle „Player“ miteinander zu vernetzen.

Wie waren Ihre ersten Tage?

Ich bin überaus freundlich vom kompletten SAS-Team empfangen worden und fühle mich bereits in Weißwasser, meinem Dienstsitz, angekommen. Alle haben mir den Start sehr einfach und angenehm gemacht. Meine ersten Termine für die SAS bei den Kommunen, Projektträgern oder in unterschiedlichen Veranstaltungen waren ebenfalls überaus angenehm. Ich nehme an allen Stellen ein unglaubliches Engagement wahr. Alle möchten diese gewaltige Aufgabe zu einer Erfolgsgeschichte machen und bringen dafür viel Herz und Leidenschaft ein.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Mein oberstes Ziel derzeit ist, dass das Lausitzer Team der SAS zum Ende des ersten Quartals des neuen Jahres seine volle Arbeitsfähigkeit erreicht. Das Team hat sich in den letzten Wochen komplett neu aufgestellt, da brauchen wir sicher noch etwas, bis sich alles gefunden und eingespielt hat. Hier helfen uns aber die Kolleginnen und Kollegen des Mitteldeutschen Reviers und aus Dresden enorm. Auch daran kann man ablesen, wie viel Herz und Leidenschaft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SAS einbringen für einen gelingenden Strukturwandel. Neben diesem Findungsprozess im Team Lausitz evaluieren wir gerade die bereits laufenden Projekte und bereiten intensiv die Projekte für den 5. Regionalen Begleitausschuss (RBA) vor. Im Fokus meines persönlichen Wirkens sehe ich überdies, strategische Ziele anhand der Förderschwerpunkte auszuarbeiten.

Welche Schwerpunkte wollen Sie legen?

Wie gesagt, ich beabsichtige, strategische Ziele zu definieren und dann auch zu verfolgen, um den Förderschwerpunkten passgenau gerecht werden zu können. Gleichzeitig möchte ich eine noch stärkere Vernetzung – auch zwischen den Playern Sachsens und Brandenburgs – erreichen, da man an vielen Stellen den Strukturwandel über die Landesgrenzen hinweg denken und angehen muss, wenn er erfolgreich sein soll. Außerdem muss für mein Empfinden der Fokus auf das Image der Lausitz gelegt werden. Wenn man von außen drauf blickt, nimmt man leider oft nur wahr, was alles nicht funktioniert, was fehlt und was es zu bemängeln gibt. Da müssen wir dringend ansetzen. Ich kann keine Investoren und Fachkräfte davon überzeugen, in die Lausitz zu kommen, wenn ich nur am Negativen hänge. Damit meine ich nicht, dass man Defizite verschweigen soll. Wir müssen aber die Dinge ins Bild setzen, mit denen die Lausitz punkten kann – und da gibt es jede Menge. Es wird nur leider von den negativen Stimmungen ständig übertönt. Da müssen wir auf jeden Fall ansetzen. Und wenn wir beim Thema Fachkräftegewinnung, Zuzug in die Region und dem Halten junger Menschen in der Lausitz sind, dann müssen wir auch darüber sprechen, wie wir die Jugend am Prozess beteiligen und aktiv einbinden können. Den Strukturwandel setzen wir schließlich für die Jugend um.

Sie haben erwähnt, dass das Team in der Lausitz komplett neu aufgestellt worden ist. Was dürfen die Kommunen und Projektträger nun erwarten?

Die SAS möchte hier auf Kontinuität setzen, auch wenn es das Unternehmen natürlich ein Stück weit ehrt, dass Mitarbeiter über die SAS in verantwortungsvolle Positionen in die Kommunen und Landkreise gewechselt sind. Wir sehen es aber als wichtig für den Prozess, die Kommunen und Projektträger an, hier nun Kontinuität in die Ansprechpartner zu bringen. Das schafft Vertrauen und partnerschaftliches Miteinander. Dafür wollen wir stehen. Selbstverständlich soll auch jedem klar sein, der sich mit dem Strukturwandel beschäftigt, dass die SAS der Förderlotse des Strukturwandels ist und ein hohes Maß an professioneller Unterstützung im Verfahren anbietet. Ich denke, hierfür haben wir ein tolles Team zusammen.

Birgt der Strukturwandel aus Ihrer Sicht mehr Chancen oder mehr Risiken für die Lausitz?

Der Strukturwandel ist eine gigantische Chance für die beiden sächsischen Reviere und als solches müssen wir es auch in der Lausitz verstehen. Natürlich birgt ein solcher Prozess Risiken, aber nichts im Leben ist ohne Risiko, wie man so schön sagt. Ich halte es für extrem wichtig, dass wir die Chancen, die sich bieten, ergreifen und den Prozess aktiv gestalten. Die größte Gefahr sehe ich darin, dass man vor lauter Angst ins „Nichts Tun“ verfällt und auf irgendwas wartet, was dann am Ende doch nie kommt. Angst ist nachweislich ein schlechter Berater. Es muss unser aller Ziel sein, ins „Doing“ zu kommen und den Strukturwandel ausschließlich als Chance zu sehen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kelch!