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Das Kirchlein auf Rädern: Die Emmauskirche (Teil 1 von 3)

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Luftaufnahme eines Tagebaus

Wenn Orte verschwinden, geht das Leben. Was oft zwangsläufig für uns Menschen gilt, gilt nur bedingt für unsere baulichen Hinterlassenschaften. Ganz selten wird es möglich das Bauwerke dem Verschwinden entrinnen und andernorts die Erinnerung an längst Vergangenes wachhalten können.

 

Ein bis heute prägendes Beispiel hierfür ist die kleine romanische Emmauskirche des bereits vor 14 Jahren abgebaggerten Ortes Heuersdorf im Landkreis Leipzig. In einer kurzweiligen dreiteiligen Serie wollen wir die Umsetzung (Translozierung) der Emmauskirche von Heuersdorf nach Borna vorstellen um die Erinnerung an dieses außergewöhnliche Ereignis auffrischen.

 

Teil 1 – Die Vorgeschichte

 

Südlich von Leizpig im fruchtbaren Pleißetal lag die Ortschaft Heuersdorf – in ihrem Ortskern die Emmauskirche. Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes datiert auf das Jahr 1487 unter dem Namen „Heynnersdorf“. Ein reiches Bauerndorf, umgeben von Auen mit prächtigen, alten Obstbäumen und gebaut um eine für die Region nicht untypische Wehrkirche. Ein malerisches Bild, ein Idyll – bis 1900 zahlreiche Kohlegruben ringsum entstanden.

 

Was zum Motor einer ganzen Region geworden ist, bedrohte plötzlich das fast romantisch anmutende Leben der Heuersdorfer. Die Tagebaugebiete rückten näher, die verarbeitende Industrie und die Zulieferbetriebe ebenfalls. Lange behielt sich Heuerdorf die bäuerliche Struktur. 1933 lebten in den Ortschaften Heuersdorf und Großhermsdorf, das 1935 eingemeindet wurde, zusammen 498 Einwohner. Unter der Siedlung aber lagerte das wertvolle schwarze Gold der Region, die Braunkohle. Damit war das Schicksal der Gemeinde früh besiegelt, auch wenn erst 1995 die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft mbH (MIBRAG) zusammen mit der Sächsischen Staatsregierung den Heuersdorf-Vertrag schloss. Er bildete die Grundlage der sozialverträglichen Umsiedlung. Zehn weitere Jahre kämpften die Bürger um den Erhalt ihres Ortes, mussten schlussendlich aber aufgeben. Auch ein gemeinsamer Umsiedlungsstandort konnte nie gefunden werden.

 

Etwa 80 Prozent der Heuersdorfer hatten zu Beginn des Devastierungsprozesses im Jahr 2006 ihr Heimatdorf verlassen. Vornehmlich zog es sie in das Leipziger Umland. Nach dem Hauptbetriebsplan der MIBRAG sollte das Dorf ab Ende 2007 systematisch abgebaggert und bis Ende 2010 vollständig verschwunden sein. Nachdem im Zuge der Devastierungen zahlreiche Baudenkmale dem Kohleabbau zum Opfer gefallen waren, sollte die aus dem 13. Jahrhundert stammende romanische Emmauskirche von Hoyersdorf als Wahrzeichen und Symbol einer ganzen, sich im steten Wandel befindlichen Region erhalten bleiben.

 

Anfang 2007 gewannen die Pläne zur Umsiedlung der kleinen Saalkriche an Kontur. Da sich der Tagebau Vereinigtes Schleenhain Stück um Stück näherte, war Eile geboten. Die MIBRAG nahm die in dieser Form in Deutschland einzigartige Translozierung in Angriff. Es sollte ein Unterfangen werden, das weit über die Region Beachtung fand.

 

Im zweiten Teil blicken wir zurück auf die Planungsphase für die Translozierung der Emmauskirche von Heuersdorf nach Borna.