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Nordsachsens Landrat Kai Emanuel im Interview

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auf der rechten Seite ist ein Mann abgebildet und auf der linken Seite ist ein Zitat von ihm

Seit 2015 ist Kai Emanuel Landrat des Landkreises Nordsachsen. Seither lenkt der begeisterte Fahrradfahrer und Handballfan die Geschicke der Region im Mitteldeutschen Revier. In einem sportlich flotten Interview konnten wir mit ihm über seine Sicht auf den Strukturwandel in seinem Landkreis sprechen…

 

Herr Emanuel, Sie sind Landrat des Landkreises Nordsachsen und Mitglied des Regionalen Begleitausschusses (RBA) des Mitteldeutschen Reviers (MR). Was geht Ihnen als erstes durch den Kopf, wenn Sie das Wort „Strukturwandel“ hören oder lesen?

 

Braunkohle, Tagebaue, verlorene Orte, menschliche Schicksale, neue Hoffnungen, große Chancen …

 

 

In den Medien tauchen Berichte über den Strukturwandel der Lausitz in einer gewissen Regelmäßigkeit auf. Das Mitteldeutsche Revier hingegen ist diesbezüglich etwas stiller, alles wirkt so, als seien sich die Protagonisten hier oftmals sehr einig und würden im Einvernehmen miteinander agieren. Wie sehen Sie das?

 

Diese Wahrnehmung ist richtig. Im Mitteldeutschen Revier wird sehr einvernehmlich und zielorientiert agiert.

 

 

Der RBA dient unter anderem ja auch dazu, den Menschen in den Revieren über entsprechende Interessenvertreter eine aktive Beteiligung an den Projekten zu sichern. Wie groß ist in Ihrer Region das Interesse an den Entscheidungen zum Strukturwandel und welches Feedback haben Sie in den letzten Wochen erhalten?

 

Förderfähig sind ausschließlich kommunale Projekte. Die Beteiligung und Kommunikation findet also in den Städten und Gemeinden statt. Ich bekomme als Feedback, dass dort sehr engagiert diskutiert, entwickelt und gestaltet wird.

 

 

Ehe die ersten Projekte durch den RBA gegangen sind, gab es die viel zitierte Turboliste mit Projekten aus dem Jahr 2020. Aus Ihrem Landkreis hat bereits der automatisiert fahrende Bus in Rackwitz den positiven Förderbescheid erhalten und befindet sich in der Umsetzung. Wie geht es mit dem Projekt voran?

 

Das Projekt liegt im Plan, das fahrerlose automatisierte Shuttle – Abkürzung: FLASH – „erlernt“ derzeit das Fahren unter Praxisbedingungen zwischen S-Bahnhof Rackwitz und Schladitzer Bucht. Nächstes Jahr startet der Pilotbetrieb mit Fahrgästen. Danach wird das Shuttle in das reguläre Linien- und Tarifnetz des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes integriert – für uns ein innovatives, zukunftsweisendes Verkehrsangebot im ländlichen Raum.

 

 

Haben Sie für Ihren Landkreis vor, spezielle Schwerpunkte bei den Projekten des Strukturwandels zu setzen? Wenn ja, welche sind das?

 

Mein Credo bleibt: Erst Infrastruktur, dann Strukturwandel. Dazu gehört, das Mobilitätsversprechen für den ländlichen Raum einzulösen. Mit der Anschaffung eines batteriebetriebenen Schienenfahrzeugpools wird es beispielsweise gelingen, das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz dorthin zu erweitern, wo bisher kein Oberleitungsdraht hängt. Die Stärkung der Glas-, Keramik- und Baustoffindustrie im Landkreis ist ein weiterer Schwerpunkt, den wir mit dem GlasCampus Torgau frühzeitig in Angriff genommen haben. Hier wollen wir die nächsten Schritte gehen und beispielsweise mit einem GlasLab die Aus- und Weiterbildung auf die nächste Stufe heben.

 

Nun ist nach dem RBA auch immer vor dem RBA und die Vorbereitungen zum Treffen des Gremiums laufen bereits auf Hochtouren. Was erwarten Sie für den November-Termin?

 

Ich gehe davon aus, dass weitere spannende Projekte auf den Tisch kommen.

 

 

Der Strukturwandel ist, das gilt selbstverständlich für beide Reviere und auch über die Landesgrenzen hinaus, kein Sprint, sondern ein Marathon. Welche Etappenziele haben Sie sich ganz speziell für Ihren Landkreis gesetzt?

 

Das lässt sich nicht verallgemeinern. Jedes Projekt hat seinen eigenen Fahrplan und damit auch seine eigenen Etappenziele, die wir Schritt für Schritt erreichen wollen.

 

 

Haben Sie hierbei genaue Vorstellungen, wie es Ihnen, aber auch allen anderen beteiligten Akteuren gelingen kann, die Menschen auf diesem Weg aktiv einzubinden? Haben Sie hier Ideen, wie sie spezielle Gruppen – beispielsweise Jugendliche – in diesen Prozess integrieren wollen?

 

Projekte auch tatsächlich umzusetzen, ist die beste Art und Weise, Menschen dafür zu begeistern und einzubinden.

 

 

Der Strukturwandel endet bekanntlich nicht an den Landesgrenzen. Im Fall des MR sprechen wir hierbei von Sachsen-Anhalt, das ebenfalls mit dem Strukturwandel beschäftigt ist. In der Lausitz hat sich die Lausitzrunde mit Vertretern aus den Kreisen und Städten Sachsens und Brandenburgs etabliert. Wie funktioniert bei Ihnen der Austausch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt? Haben Sie ähnliche Formate?

 

Neben den direkten Kontakten zwischen den Landräten funktioniert der Austausch vor allem über die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland.

 

 

2038 werden Sie genau 70 Jahre alt sein. Was würden Sie gerne Ihren Enkelinnen und Enkeln über den Strukturwandel erzählen und wie sieht der Landkreis Nordsachsen vor Ihrem inneren Auge dann aus, wenn Sie ihn sich vorstellen?

 

Wenn es den Menschen gut geht und ich sagen kann, Energiesicherheit, Energiepreise und Klimaziele sind in Einklang gebracht, dann ist der Strukturwandel gelungen.

 

 

Vielen Dank, Herr Landrat Emanuel.